Luise F. Pusch

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Luise F. Pusch, Sept. 2013

Feministische Linguistin, Autorin, Publizistin, Biografin berühmter Frauen, Begründerin von fembio.org, der Datenbank zu Frauenbiografien

Biografie

Luise F. Pusch wurde am 14. Januar 1944 in Gütersloh/D als zweites Kind der Krankenschwester Irmela Pusch, geb. Fries und des Pfarrers Hans Pusch geboren. Ihre Mutter liess sich Ende der 40er Jahre scheiden und zog ihre drei Kinder allein gross.

Luise besuchte das Mädchengymnasium und studierte von 1963 bis 1969 Englisch, Latein und Allg. Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg, wo sie 1972 im Fach Anglistik promoviert wurde. 1978 folgte die Habilitation für Sprachwissenschaft an der Universität Konstanz. Danach forschte sie in Konstanz mit einem Heisenberg-Stipendium bis 1984 und publizierte in dieser Zeit ihre ersten Aufsätze zur feministischen Linguistik - und wurde mit Senta Trömel-Plötz und Marlis Hellinger zur Begründerin der feministischen Linguistik.

Zur selben Zeit, von 1976-1980, schrieb sie an einem autobiografischen Roman, den sie 1981 unter dem Titel "Sonja. Eine Melancholie für Fortgeschrittene" unter dem Pseudonym Judith Offenbach" publizierte. Als sie an diesem Text schrieb, fand Luise F. Pusch den Weg ins Frauenzentrum Zürich und lernte dort einige Lesben der HFG Homosexuelle Frauengruppe kennen, die sie nach ersten Lesungen in ihrem Schreiben bestärkten. Später erschienen in der Zeitschrift Lesbenfront (später umbenannt in: FrauOhneHerz) ein Interview mit Judith Offenbach sowie ein Artikel der Autorin Judith Offenbach und ein Artikel und Glossen der Linguistin Luise F. Pusch. 18 Jahre nach der Erstausgabe von Judith Offenbach: "Sonja. Eine Melancholie für Fortgeschrittene" gab Luise F. Pusch ihr Buch neu unter ihrem eigenen Namen heraus.

Als feministische Linguistin und Publizistin entfaltete Luise F. Pusch ab 1982 grosse Wirkung in die Schweiz hinein. Sie publizierte in Schweizer Tageszeitungen ihre Glossen, hielt Vorträge an zahlreichen Orten der Frauenbewegung wie dem Frauenzentrum Baden, der Villa Kassandra, dem Frauenzimmer in Basel sowie in der Paulus Akademie Zürich und an den deutschsprachigen Universitäten. Zudem gab sie Interviews in zahlreichen Medien und redigierte 1986 eine ganze Nummer der WOZ Wochenzeitung in geschlechtergerechter Sprache. 1988 erschien ihr aufsehenerregender Artikel über Niklaus Meienberg, Ikone der Schweizer Linken: "Das Schmettern des Schweizer Gockels: Eine feministische Textanalyse“, in dem sie den damals bekanntesten kritischen Journalisten der Schweiz kühl als Macho der Extraklasse analysiert.

In den 1980er Jahren begann Luise F. Pusch mit der Erarbeitung und Publikation der Biographien von Frauen. Luise F. Pusch erforschte selber gegen 200 Biographien, und sie ermunterte in ihrem grossen Freundinnen und Bekannten-Kreis, den sie während ihrer ausgedehnten Vortragsreisen in Deutschland/Schweiz/Oesterreich sowie in den USA aufbaute, zahlreiche Frauen zum Erforschen und Schreiben biographischer Porträts von Frauen. Zuerst publizierte sie Bücher zu den Töchtern, Müttern und Schwestern berühmter Männer. Danach gab sie seit 1987 den Kalender "Berühmte Frauen" heraus - diesen Begriff hat Pusch geprägt und viele Frauen so erst berühmt gemacht. Zudem publizierte sie mehrere Sammelbände und Memory-Spiele zu „Berühmte Frauen“, drei Bände zu „Wahnsinnsfrauen“ und 2 Bände über „Berühmte Frauenpaare“, im Erscheinungsjahr des ersten Bandes (2005) noch ein absolutes Novum.

Parallel zu all diesen Publikationen und als Fundament davon baute sie eine Frauendatenbank mit über 30'000 Datensätzen auf, die sie mit der Website fembio.org sukzessive öffentlich zugänglich macht (bisher 11.000 Datensätze auf Deutsch und Englisch, frei recherchierbar nach rund 250 Parametern). Luise F. Pusch ist damit die Begründerin der systematischen (Frauen)Biographieforschung, die nach übergreifenden Gemeinsamkeiten grösserer Gruppen fragt. Exemplarisch führt sie das vor in ihren Nachworten zu den Schwestern..., Töchtern... und Müttern berühmter Männer, zu den Wahnsinnsfrauen I-III und zu den Berühmten Frauenpaaren und Frauengeschichten.

Luise F. Pusch wohnt seit 1981 in Norddeutschland. Sie hielt weiterhin viele Vorträge und Seminare in der Schweiz, wohin ihre Freundin und Ko-Autorin Swantje Koch-Kanz gezogen war. Heute lebt sie im regelmässigen Wechsel in Hannover/D und in Boston/USA und pflegt seit 1986 ihre Partnerinnenschaft mit Joey Horsley, welche an der Universität von Massachusetts in Boston als Professorin für Germanistik und Women’s Studies lehrte.

Alle Publikationen von Luise F. Pusch - vom Roman Sonja über die feministische Linguistik bis hin zu den berühmten Frauen - wurden Bestseller.

Auftritte in der Schweiz

Luise F. Pusch ist an vielen Orten in der Schweiz aufgetreten, an Universitäten, Frauensommerunis, Frauenzentren und der Paulus Akademie Zürich. 26.4.85 Louise [sic!] F. Pusch über GYN/OECOLOGY (M.Daly) im Frauenzimmer, Basel.

Autobiographische Romane

  • Sonja. Eine Melancholie für Fortgeschrittene. Suhrkamp Taschenbuch, 1981
  • Gegen das Schweigen. Meine etwas andere Kindheit und Jugend". Aviva Verlag, 2022

Publikationen

  • Gespräch mit Judith Offenbach in Lesbenfront, Nr.12, Zürich 1981.
  • Judith Offenbach: Wer Klavier spielt, in FrauOhneHerz 1987
  • Pusch, Luise F. 1990. "Das Schmettern des Schweizer Gockels: Über Niklaus Meienberg", in: Pusch, Luise F. 1990. Alle Menschen werden Schwestern: Feministische Sprachkritik. Frankfurt/M. edition suhrkamp 1565. S. 140-167. [Nachdruck von "Das Schmettern des Schweizer Gockels: Eine feministische Textanalyse", in: Durrer, Martin & Barbara Lukesch. Hgg. 1988. Biederland und der Brandstifter: Niklaus Meienberg als Anlass. Zürich. Limmat Verlag Genossenschaft.] Eine gekürzte Vorabfassung erschien im Frühjahr 1988 in der Basler Zeitung und löste ein breites Medien-Echo aus.

Preise

Filme /Interviews

  • Luise Pusch, warum ist Deutsch eine Männersprache? Podcast: Alles gesagt?, 22. November 2022. Online verfügbar auf zeit.de, zuletzt aufgerufen am 04.12.2022
  • Luise F. Pusch. Hindernislauf mit Happy End. Film von Madeleine Marti, Zürich 2020, 50 Min.
    Luise F. Pusch - Hindernislauf mit Happy End.
    Ein Film von Madeleine Marti
  • Es heisst Ente und Enterich. Claudia Nielsen, PS 6.11.2020 (pdf)
  • Podcast "War's das?“ mit Maren Kroymann"

Weblinks

Wikipedia-logo.png Der Wikipedia-Artikel zu Luise F. PuschW ist bestimmt ausführlicher.
Hier im L-Wiki gibt es das Wichtigste aus (schweizerischer) lesbengeschichtlicher Sicht.
 


Literatur

  • Luise F. Pusch: Feministische Sprachwissenschaftlerin. In: Kalka, Susanne; Traxler, Helene. Lesbisch Feministisch Sichtbar: Role Models aus dem deutschsprachigen Raum. Berlin, Quer-Verlag, 2020. S. 128-131.

Einzelnachweise