Frauenzentrum Baden

Aus Das Wiki zur Lesbengeschichte der Schweiz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Frauenzentrum Baden wurde im Oktober 1981 eröffnet, gegründet vom Verein Frauenzentrum. Aufgelöst im August 1996.

Geschichte

Nach 2-jähriger Vorarbeit wird im Oktober 1981 das Frauenzentrum Baden an der Bäderstrasse 9 eröffnet, eine Ladenwohnung mit grossem Keller-Raum. Wegen Verkauf des Hauses durch die privaten Vermieter wurde der Vertrag auf April 1986 gekündigt. Da trotz intensiver Suche keine neuen Räume gefunden wurden, war das Frauenzentrum von Mai bis September 1986 auf der Strasse und machte seine Vollversammlungen auf dem Bahnhofplatz. Einzug im Oktober 1986 an die Stadtturmstr. 8 im 1. Stock, die Hälfte einer Wohnung (die andere Hälfte hatte ein Treuhänder), vermietet durch eine Liegenschaftenfirma. 1991 nochmals Umzug an die Bruggerstr. 22 in ein Haus der ABB, das als Zwischennutzung von der Stadt Baden vermietet wurde. Der Vertrag wurde auf September 1996 definitiv gekündigt und das Haus abgerissen. Das Frauenzentrum verkaufte das Inventar, schenkte den Erlös dem Frauenzentrum Aargau, machte ein Fest und blieb als Verein bestehen.

Vorgeschichte

1979 INFRA, Informationsstelle für Frauen (eine Arbeitsgruppe der FBB) bittet den Stadtrat Baden darum, Räume für Frauen zur Verfügung zu stellen. Die FBB lädt Interessentinnen für ein Frauenzentrum ins Restaurant Merkur ein. Danach wird der Verein Frauenzentrum Baden gegründet und verschiedene Arbeitsgruppen gebildet mit Öffentlichkeitsarbeit, Strassenaktionen, Dokumentation, Tonbildschau, Gesuche um finanzielle Unterstützung.

Politische Vorstösse

ES gab eine Petition und dann eine städtische Initiative zur Bezahlung des Frauenzentrums durch die Stadt. Die Abstimmung findet im Februar 1983 statt, wurde abgelehnt, immerhin 25% waren dafür. Erst 1987 wurde erstmals ein Beitrag der Stadt von 2000 Fr. für kulturelle Veranstaltungen bewilligt.

Aktivitäten von Lesben

Die Lesbenorganisation Baden wurde bereits 1979 gegründet. Eine heterosexuelle Frau der Infra (von der FBB) hatte verschiedene lesbische Frauen eingeladen, die sich bei der Infra gemeldet hatten. Die Frauen trafen sich reihum in ihren Wohnungen und über den Bekanntenkreis kamen weitere Lesben dazu. Die Frauen waren zwischen 20 und 35 Jahren alt, einige hatten Kinder, einige lebten in ihrer Liebesbeziehung, andere allein. Einige waren erwerbstätig in unterschiedlichen Berufen, andere im Studium.

Als das Frauenzentrum eröffnet wurde, eröffneten sich neue Möglichkeiten. Die Lesben luden - wie andere Gruppen auch - regelmässig zu einem Nachtessen für alle Frauen. Über persönliche Kontakte und Vernetzungen in der Schweiz mit anderen Frauenzentren wurden immer wieder Lesungen und Vorträge mit dem Fokus auf lesbische Themen organisiert, z.B. mit Autorinnen wie Bevilacqua (I) oder Traude Bührmann (D). Die Soziologin Ilse Kokula aus Berlin stellte immer wieder ihre neusten Erkenntnisse zu Lesben in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz vor. Die Lesbenorganisation Baden organisierte seit 1981 jeden letzten Freitag einen Lesbentreff im Frauenzentrum (Kontaktadresse: Lesbengruppe c/o Radikalfeministinnen, Postfach 2, 5430 Wettingen 2). Die Frauenbar, einmal im Monat im Frauenzentrum durchgeführt, wurde zuerst von Heterofrauen gegründet, später viele Jahre von Lesben angeboten.

  • 25. April 1984: Lesbisch Leben auf dem Land. Ein Vortrag von Ilse Kokula [1]
  • 20. Februar 1991: Die Berliner Schriftstellerin Traude Bührmann, die 1987 in Hamburg mit dem «Lesberatur», dem Preis für Lesbenliteratur, ausgezeichnet wurde, liest aus neuen, noch unveröffentlichten Texten. [2]
  • 2. April 1986: "Arbeits- und Berufssituation lesbischer Frauen". Ein Vortrag von Ilse Kokula, organisiert von Frauenzentrum und Lesbenorganisation Baden[3]

Fest zu 7 Jahre Frauenzentrum Baden 1988

Das Programm zum Fest in der Emanzipation abgedruckt[4]:

  • Samstag, 10. September 1988: Tag der offenen Tür
  • Sonntag, 11. September 1988: Zmorge; Feministinnen in der Öffentlichkeit: Nationalrätin Monika Stocker-Meier und Schriftstellerin Esther Spinner im Gespräch
  • Montag, 12. September 1988: Frauenbeiz im Restaurant Trudekeller
  • Dienstag, 13. September 1988: Müttertreff; Militarismus und feministischer Widerstand. Vortrag von Stella Jegher (organisiert von Frauen für den Frieden)
  • Mittwoch, 14. September 1988: Unsere Geschichte: 7 Jahre Frauenzentrum Baden. Für Neugierige und Nostalgische von Madeleine Marti
  • Donnerstag, 15. September 1988: Überrollt - Clichés, reale und erträumte Rollen. Sondervorstellung der Frauentheatergruppe im Theatro Palino; Frauenbar
  • Freitag, 16. September 1988: Frauenfest

Literatur

  • Marti, Madeleine; Rufli, Corinne. “Wehrt euch, bevor ihr frustriert und hässig seid”: Das Frauenzentrum Baden 1981-1996. Wettingen, eFeF-Verlag, 2018. Buchvernissage am 25. Oktober 2018 im Historischen Museum Baden.
  • Frauen im Aargau. Der Aargau und die Frauen. Feststellungen und Forderungen zur Gleichberechtigung. Band 1 (1986) bis Band 4 (1990). Herausgegeben von der Feministischen Interessengruppe, Wettingen
    • Hinweis zur Broschüre "Frauen im Aargau" in Emanzipation 15/1989, S. 24. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 10.12.2022

Einzelnachweise

  1. Lesben. In: Emanzipation 3/1984, S. 28. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 10.12.2022
  2. Regionalchronik, Punkt 20. In: Badener Neujahrsblätter, 67/1992, S. 222. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 10.12.2022
  3. Ilse Kokula liest über Lesben. In: Emanzipation 3/1986, S. 21. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 10.12.2022
  4. Baden, 7 Jahre Frauenzentrum Baden. In: Emanzipation, 7/1988, S. 28. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 10.12.2022